Biluochun, was übersetzt „Grüne Frühlingsschnecke“ bedeutet, gehört zu den berühmtesten grünen Tees
Chinas. Sein Name beschreibt das charakteristische, schneckenartig gerollte Blatt und die frühe
Frühlingsernte. Ursprünglich stammt er aus dem Osten Chinas, genauer vom Dongting-Gebirge am Ufer
des Taihu-Sees in der Provinz Jiangsu. Schon während der Tang-Dynastie wurde Biluochun wegen seines
einzigartigen Aromas am Kaiserhof geschätzt.
Die Legende erzählt von einer jungen Teepflückerin, die während der ersten Frühlingssonne ihre Schürze
mit frischen Blättern füllte und von deren intensiven Duft derart betört wurde, dass sie sich erschrak und
„Scary Fragrance“ (Xia Sha Ren Xiang) rief. Diese poetische Beschreibung wurde später in den höfischen
Namen Biluochun umgewandelt.
Noch heute gilt echter Dongting-Biluochun als Rarität, dessen feine Herstellung in Familienbetrieben
überliefert wird.
Die Teebüsche für Biluochun wachsen zwischen Obstbäumen auf mineralreichen, steinigen Terrassen in
bis zu 900 Metern Höhe. Dieses sogenannte „Teebaum-Mischsystem“ sorgt dafür, dass die Teeblätter
natürliche Aromen von Pfirsich, Pflaume und Zitrusblüte aufnehmen. Die Umgebung ist feucht, oft
neblig, was den langsamen Wuchs der Pflanzen begünstigt.
Geerntet wird Biluochun ausschließlich im Frühling, meist Ende März bis Anfang April. Nur die jüngste
Knospe mit dem ersten zarten Blatt wird per Hand gepflückt – nicht mehr als 25.000 Blätter für ein
einziges Kilo. Die Verarbeitung erfolgt in kleinen Mengen in erhitzten Woks, wobei die Teemeister die
Blätter vorsichtig rollen und trocknen. Der charakteristische „Schneckenwirbel“ entsteht dabei nur durch
Fingerspitzengefühl und Erfahrung.
Biluochun ist ein Tee von außergewöhnlicher Frische. Bereits beim Öffnen des Behälters verströmt er ein
intensives, fast parfümiertes Aroma. Im Aufguss zeigt er eine helle, jadegrüne bis gelbliche Farbe und
entfaltet einen komplexen, fruchtig-floralen Duft.
Am Gaumen wirkt er klar, lebendig und leicht cremig. Die erste Tasse erinnert an Aprikosenblüte,
Birnenschale und feine Nussanklänge, begleitet von einem Hauch Kastanie. In den folgenden Aufgüssen
treten grüne Noten hervor, nie bitter, sondern fein und verspielt. Der Nachklang bleibt weich und süßlich,
fast seidig.
Dieser Tee hat die seltene Fähigkeit, gleichzeitig energetisierend und beruhigend zu wirken.
• Teemenge: 4 bis 5 Gramm auf 120 ml
• Wassertemperatur: 80 bis 85 °C, keinesfalls kochend
• Erste Spülung: nicht notwendig
• Ziehzeiten:
1. Aufguss: 15 Sekunden
2. Aufguss: 20 Sekunden
3. bis 5. Aufguss: jeweils leicht verlängern
6.+ Aufgüsse: vorsichtig bis zu 7 möglich
Am besten wirkt dieser Tee in Glas- oder Porzellangefäßen, damit sich die spiralförmigen Blätter
vollständig entfalten können. Der Anblick der sinkenden „Schnecken“ im klaren Wasser ist Teil des Genusses.