Das richtige Wasser und die ideale Temperatur für perfekten Tee
Wasser ist die stille Hauptzutat jeder Teezubereitung. Auch das beste Blatt kann sein Aroma nicht entfalten, wenn das Wasser nicht stimmt. Dieser Beitrag erklärt, welche Faktoren entscheidend sind und wie Temperatur und Qualität des Wassers Geschmack und Charakter deines Tees bestimmen.
1. Die Grundlage: Wasserqualität
Tee besteht zu über 99 Prozent aus Wasser. Schon kleine Unterschiede im Mineralgehalt oder in der Härte verändern Geschmack und Duft deutlich.
Optimale Werte:
- Gesamthärte: 4 bis 8 °dH (weich bis mittelhart)
- pH-Wert: leicht neutral bis schwach sauer (6,5 bis 7,5)
- Rückstand: unter 150 mg/l
Zu vermeiden:
- Stark kalkhaltiges Leitungswasser (macht den Tee flach und stumpf)
- Destilliertes Wasser (zu neutral, Aroma bleibt blass)
Empfehlung:
Wer in Gebieten mit hartem Leitungswasser lebt, sollte gefiltertes Wasser oder stilles Mineralwasser mit geringem Mineralgehalt verwenden, zum Beispiel Volvic oder Lauretana.
2. Temperatur. Der unsichtbare Regisseur
Jede Teesorte hat ihre eigene Wohlfühltemperatur. Zu heiss zerstört feine Aromen, zu kühl bleibt der Aufguss schwach.
Teesorte Empfohlene Temperatur Wirkung auf Geschmack
Grüner Tee 70 bis 80 °C bewahrt Süsse und Frische
Weisser Tee 75 bis 85 °C erhält zarte Blütennoten
Oolong 85 bis 95 °C öffnet komplexe Duftschichten
Schwarzer Tee 90 bis 100 °C entfaltet Fülle und Tiefe
Shu Pu Erh 95 bis 100 °C aktiviert erdige, reife Aromen
Sheng Pu Erh 85 bis 95 °C balanciert Bitterkeit und Energie
Ein Thermometer oder Wasserkocher mit Temperatureinstellung ist daher eine lohnende Investition für präzise Ergebnisse.
3. Warum das Wasser kurz ruhen sollte
Nach dem Kochen verliert Wasser gelösten Sauerstoff. Zu viel Hitze kann es leblos machen, wodurch der Tee flacher schmeckt. Lasse frisch aufgekochtes Wasser etwa 30 Sekunden ruhen, bevor du es über die Blätter giessst.
4. Der Einfluss der Aufgussmethode
Bei Gong Fu Cha werden kleine Mengen Tee mehrfach mit exakt temperiertem Wasser übergossen. Schon geringe Temperaturabweichungen verändern das Ergebnis, feinfühliges Giessen ist hier entscheidend.
Beim westlichen Aufguss (eine längere Ziehzeit, grössere Kanne) darf die Temperatur etwas höher liegen, da der Kontakt zum Wasser länger anhält.
5. Fazit
Die Qualität des Tees beginnt beim Wasser. Wer auf Reinheit, Temperatur und Geduld achtet, erlebt, wie sich selbst bekannte Sorten neu entfalten. Der Unterschied zwischen gutem und perfektem Tee liegt oft in wenigen Grad Celsius und der richtigen Quelle.
So wird jede Ziehzeit zu einem Moment der Präzision und Ruhe, der Augenblick, in dem Wasser und Blatt eins werden.