Guangdong Oolong ist ein seltener Schatz aus dem subtropischen Süden Chinas. Die Provinz Guangdong
ist vor allem bekannt für ihre Tee-Trinkkultur, nicht unbedingt für Teeproduktion – doch in den bergigen
Grenzregionen zu Fujian und Guangxi, etwa im Phoenix-Gebirge (Fenghuang Shan), wachsen einige der
eigenständigsten Oolong-Tees des Landes. Besonders berühmt ist die Region für ihre sogenannten
„Dancong“-Oolongs, was so viel wie „Einzelbüsche“ bedeutet – Tees, die von jeweils nur einem Teebaum
oder einer Varietät stammen.
Diese Oolongs tragen oft Namen wie „Mi Lan Xiang“ (Honig-Orchidee), „Ya Shi Xiang“
(Entenstallaroma) oder „Zhi Lan Xiang“ (Veilchenduft) – poetische Hinweise auf ihr komplexes
Aromaprofil. Jeder Busch entwickelt dabei seinen ganz eigenen Charakter, geprägt von Höhenlage, Nebel,
Granitboden und Mikroklima.
Guangdong Oolongs sind tief, lebendig, wild – und meist nur in kleinen Mengen verfügbar.
Die Teegärten liegen oft auf über 1000 Metern Höhe, verborgen in dicht bewachsenen, feuchten
Bergtälern. Geerntet wird per Hand, meist im späten Frühling oder Frühsommer. Nur die reifen, kräftigen
Blätter werden gepflückt – oft größer und stärker als bei anderen Oolongs.
Die Verarbeitung ist traditionell und aufwendig: mehrstufige Oxidation mit gezieltem Aufbrechen der
Zellstruktur durch mehrfaches Schütteln, gefolgt von einer langen Trocknung über Holzkohle. Der
Oxidationsgrad liegt typischerweise bei 40 bis 60 %. Es entstehen große, längliche, leicht gedrehte Blätter
mit dunkler Schattierung.
Dancong-Oolongs wie dieser reifen oft noch etwas nach und entfalten mit der Zeit immer mehr Tiefe.
Guangdong Oolong ist intensiv, aromatisch und lebendig. Der Duft des trockenen Blattes ist komplex:
dunkle Orchidee, getrocknete Mango, mineralischer Rauch und eine Spur Muskatblüte. Im Aufguss zeigt
er eine klare, bernsteinfarbene Tönung.
Am Gaumen offenbart sich ein Wechselspiel zwischen Tiefe und Frucht: Pfirsichhaut, süße Kastanie,
Grapefruitschale, Kiefernharz. Die Textur ist weich, fast ölig, mit einem Hauch feiner Adstringenz. Je
nach Sorte (z.B. Mi Lan Xiang) kommen auch florale Honignoten oder balsamische Töne zum Vorschein.
Ein Tee, der Raum braucht – und Aufmerksamkeit.
• Teemenge: 6 bis 7 Gramm auf 120 ml
• Wassertemperatur: 95 bis 100 °C
• Erste Spülung: 5 Sekunden, dann verwerfen
• Ziehzeiten:
1. Aufguss: 10 Sekunden
2. Aufguss: 12–15 Sekunden
3. bis 7. Aufguss: langsam auf 20–40 Sekunden steigern
8.+: möglich bis zu 10 Aufgüsse
Ideal in einer Tonkanne mit breitem Bauch, damit sich die großen Blätter entfalten können.